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Quo Vadis, Akigrafie LIVE?


Gleich vorab: Leser meines Blogs sind es gewohnt, dass jeder Beitrag von einer humorvollen, Art begleitet wird.

Das wird bei diesem anders.

Ich schreibe diesen Blogbeitrag mit schwermütigem Herzen, denn es geht um nichts Geringeres als 20.000 Abonnenten zu sagen, dass ich nichts mehr zu sagen habe.

Und das lässt sich schwerlich mit schwarzem Humor verbinden.

Was ist geschehen?

Nun, nichts ist mehr geschehen.

Ich mache seit gut 4 Wochen keine Videos mehr auf meinem Kanal.

Obwohl ich wieder Zeit dafür hätte.


Um das zu verstehen, muss man wissen, dass ich seit zwei Jahren beobachten muss, wie die meisten Videos noch im Durchschnitt ein Fünftel meiner Zuschauer erreichen. Früher hatte ich bei 8.000 - 10.000 Abonnenten das Dreifache an Klicks, heute bei 20.000 dasselbe weniger.

Dabei möchte ich mich nicht einmal über mangelnde Aufmerksamkeit beklagen.

Wenn es das nur wäre.


Okay, man darf die Betreiber von YouTube durchaus auch für diesen traurigen Umstand als (mit-)Schuldigen heranziehen. Denn seit auf dieser Plattform überwacht, zensiert, gelöscht und kontrolliert wird, als wären wir wieder in 1985 in östlichen Bereichen des geteilten Deutschlands, ist es für einen "Creator" unglaublich schwierig geworden, Menschen zu erreichen.

Eine Frage, die mir YouTube in ihren Umfragen ständig stellt: wollen Sie mit ihrem Kanal mehr Menschen erreichen?

Ja sicher, ihr Vollhonks!

Aber warum lasst ihr mich dann nicht?

Was bei Zuckerbergs Ablegern mittlerweile ganz normal geworden ist, hat mittlerweile auch bei YouTube Einzug gehalten: Algorithmen, Analysen zur Webbeeignung, Ausbremsen der Reichweite, all dies motiviert die Kanalbetreiber nicht gerade weiterzumachen.

Nur als Beispiel: möchte ich Werbung schalten, um etwas Einnahmen zu generieren, muss ich mich von einem Analyse-Tool vor dem Upload begutachten lassen. Bestehe ich die Prüfung, wird das Video aber dann doch stark in der Reichweite reduziert, denn die Werbeeignung ist nicht gut genug gegeben, der Aki ist halt kritisch.

Schalte ich die Werbung dann ab um das zu umgehen, reduziert YouTube meine Reichweite ebenfalls, weil sie keine Werbung zeigen können.

Eine Loser-Loser-Situation.

Herbert Grönemeyer würde singen: "was soll das?"

Es ist ja mittlerweile schon krank genug, dass ich beim Videodreh darauf achte, was ich sage, um nicht der Zensurmaschine zum Opfer zu fallen. Oder bei Minute 5 mir überlege ob weitere 10 überhaupt noch angesehen werden.

Aber, wie gesagt, das ist nicht wirklich mein Problem. Man hat sich mit diesem allgegenwärtigem Algorithmen-Wahnsinn ja mittlerweile abgefunden.

Es liegt vielleicht an so Tagen wie gestern, an dem ich mich wieder mit Beiträgen unter einem meiner Videos auseinandersetze, die mich immer mehr fragen haben lassen: erreiche ich denn die Leute noch?

Wieder eines dieser Fotografie-Professoren, die dir unbedingt zeigen müssen, wir falsch du doch alles machst. Und lässt du dich auf eine Diskussion ein, bist du "kritikunfähig". Wer meinen Kanal wirklich kennt, der weiß, wie sehr ich mir Kritik zu Herzen nehme. Ich behaupte ich bin einer der ganz wenigen, der auf seinem Kanal unzensiert sich selbst in Frage stellt, und um Rat von der Community bittet.

Ich wollte nie als Mega-Profi auftreten und Leute belehren, so wie diese Herrschaften aus dem Labor.


Ignoriere sie doch, könne man sagen. Es gibt ja auch die Blockier Funktion.

Vielleicht ist es aber auch das.

Denn ich möchte die Block-Liste nicht wachsen sehen. Ich möchte nicht meine Abonnenten so zum Schweigen bringen, wie YouTube das mit einigen Kanälen rigoros tut.

In einer Zeit, in der wohl viele meinen ihre große Zeit der Weisheitsverkündung sei gekommen, wird der Umgang miteinander immer weniger zielführend.


Gut, es sind auch nicht nur die Kommentare. Es herrscht viel Austausch unter meinen Videos. Und das hat mich bislang auch immer motiviert. Jedoch, und hier kommt das wohl zentrale Problem, es mangelt mir immer mehr an Themen, die diesen Austausch fördern würden. Ich sehe es deutlich an den Klickzahlen - Videos, die früher die Abonnenten zum Aufruf des Videos motiviert haben, bleiben heute unbeachtet (nachdem der Algorithmus-Panzer durchgetrampelt ist und die Meisten davon abgehalten hat überhaupt aktiv zu werden).

Und das ist sogar verständlich, denn irgendwann will man auch beim Aki nicht zum x-ten Mal hören, dass es das günstige Equipment auch noch tut. Ich kann nicht einmal mehr günstige Ausrüstung für Fotografen vorstellen, denn diese gibt es nicht mehr. Die Zeit von preiswerten, begehrenswerten Must-Haves sind seit langerr Zeit vorbei.

Ich selbst fotografiere mittlerweile mit einer sauteuren (wenn auch geleasten) Ausrüstung, schwer, groß, unhandlich. Dinge, die ich früher immer abgelehnt hatte.

Und ja, ich blitze gern. Damit verliert man allein 50-60% der Peoplefotografen, die mit keines der Videos zu diesem Thema was anfangen können, oder besser: wollen.


Mein Workshop "fotoslikeaki" wurde öfters erworben, als ich dachte und das freut mich sehr. Wenn man aber von 20.000 potentiellen Kunden ausgeht, und am Ende ca. 0,2% tatsächlich für das Thema begeistern kann (lasst es 1% sein, denn der Rest bekommt dank Algorithmus erst gar nichts davon mit), dann ist der Erfolg dabei, ich sage mal: übersichtlich. Ich kann damit leben, aber der Aufwand dafür steht auf Dauer in keinerlei Verhältnis.


Jetzt könnte man sagen: höre auf zu jammern, immerhin schauen 3000-5000 Leute deine Videos. Bei anderen, größeren Kanälen ist das Verhältnis der Abonnenten zu tatsächlich geklickten Videos auch nicht viel besser.

Tja, dazu solle man erstens wissen, dass ich mich noch nie an Anderen orientiert habe und bei einem generellen, so schwachen Verhältnis auf allen Kanälen wäre wohl die Frage angebracht, ob es nicht ein allgemeines Desinteresse an fotografischen Themen gibt, was den Kreis zu meinen "Niedergang der Fotografie" tragischerweise schließen würde.


A apropos Kreis schließen: an der Stelle frage ich mich wie viele bis hierhergekommen sind mit dem Lesen des Blogbeitrags. Eines der Dinge, die zu mangelnden Klickzahlen noch dazu gekommen ist, wie eingangs kurz erwähnt: von 10 Zuschauern kommen 8 nicht über Minute 3 hinaus, und das bei einem 20-minütigem Video. Das heißt für mich: weniger Zuschauer, die auch nur noch 15-20% der Gesamtlänge deiner Videos bereit sind anzuschauen.

Dabei sollte man wissen, dass manches Video mehrere Tage zum Vorbereiten, Drehen, Schneiden und Pflegen braucht. Und dann kommt am Schluss noch der Fotoprofessor und erklärt dir all die Fehler, die du gemacht hast und wie "wenig du eigentlich eine Ahnung hast".

Vielleicht lässt sich so verstehen, weshalb ich gerade einen ähnlich kleinen Prozentsatz mit der Pflege meines Kanals verbringe, wie so mancher Zuschauer gewillt ist bei mir reinzuschauen.


Es gibt einige sehr treue Abonnenten, die seit Jahren dabei sind und "ihren Aki" kennen, denn ich stelle die Frage der Sinnhaftigkeit des Kanals nicht zum ersten Mal. Und bislang habe ich auch noch nie Tabula Rasa gemacht. Nur dieses Mal bin ich tatsächlich 2 Minuten davor, es zu tun. Und es tut mir im Herzen weh diese Leute, von denen ich auch einige persönlich kenne, zu verlieren. Es genügt schon zu sehen wie in dieser 4-wöchigen Abstinenz wieder 40 abgewandert sind. Ein Kanal, der kurz vor der 20.000er-Marke immer wieder von YouTube daran gehindert wird, diese zu überschreiten, fühlt sich an wie ein bekannter, alter Ritter vor Windmühlen.


Vielleicht eines noch zum Abschluss: ich wollte nie jemanden belehren. Ich wollte immer nur von meinen Erfahrungen in der Fotografie berichten und den Leuten raten, wie sie den Spaß an der Fotografie nicht verlieren, indem sie die klassischen Herangehensweisen kreativ für sich neu verändern um somit zu eigenen Erfahrungen und zum eigenen Stil gelangen. In einer Zeit, in der das jedoch nicht mehr gefragt ist, in einer Zeit in der du dich verbiegen und verdrehen musst um stetig wechselnden Trends zu entsprechen, nur um damit überhaupt wieder an Zuschauer zu gelangen, diese Zeit führt meinen Kanal ad absurdum und man verliert besagten Spaß, den man bislang versucht hat seinen Zuschauern wieder zu entlocken.


Und, nein, ich möchte auch keine Pause machen.

Man macht dies nur wenn man zu viel von etwas gemacht hat. Das ist bei mir ja das Gegenteil. Mir ist klar geworden, dass ich alles gesagt habe und alles nur eine Wiederholung werden wird.


Beim Schreiben dieser Zeilen kam mir eine Idee, um vielleicht doch noch weiter zu machen: ich lese diese Blogbeiträge einfach vor und kommentiere noch ein wenig.

Wie bei einem Podcast.

Vielleicht ist meine zukünftige Aufgabe eher zu unterhalten, als zu motivieren.

Wer weiß schon was die Zukunft bringt.

Wobei dieser Beitrag wohl weniger unterhaltsam war.

Vielleicht der Nächste wieder.


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