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Sigma 50mm f1.4 ART - (k)eine große Kunst.


Früher war ich mal (Mit-)Mieter eines Fotostudios, das hatte auf dem sich davor befindlichen Werbeschild den recht missverständlichen Begriff "Fine Art" stehen. Darunter ideenfreie Fotos von Damen mit meist wenig Textil auf dem Körper

Der Begriff war seinerzeit tatsächlich recht geläufig, erklären konnte mir diesen aber niemand von den Fotografen, die sich mit diesem Begriff "schmückten".

Viel wahre Kunst geschah unter diesem Terminus jedoch nie, und schon gar keine "feinen Künste", die ausgestellten Werke waren dann doch meist eher grob-aufdringlich.


Auch das Sigma 50mm f1.4 schmückt sich mit einem dieser Begriffe, auf dem Metall-Plastikkörper des Objektivs, das ähnlich grob und aufdringlich erscheint (zumindest was das Gewicht und Größe anbelangt), ist die „A“ Plakette zu sehen. Ich habe mich immer gefragt wofür das eigentlich steht, laut Sigma für „Art“. Nur Kunst lässt sich damit per se eigentlich nicht machen, es sei denn man versteht den Begriff als allgemeingültig für das kreative Austoben in der Fotografie. Mittlerweile steht das „A“ glaube ich eher für „Absatzgarantie“, denn die Fotografen greifen hier meist bedenkenlos zu und rümpfen bei der ebenfalls erhältlichen „C“ Plakette die Nase.

Gut, ähnliche Taktik wurde wohl seinerzeit auch mit dem „Fine Art“ Begriff gefahren, man wollte damals ja auch nicht nur C-Klasse sein, wobei diese jetzt bei Mercedes wieder durchaus lobenswert ist, aber lassen wir das.

Vielleicht steht das „A“ ja auch für Argument. Sigma könnte damit hervorstechen wollen, dass das Objektiv eine Anfangsblende von f1.4 hat, statt f1.8, wie es die allermeisten „50er“ bieten. Und das noch auf der Vollformat, das ist natürlich gleich von vorne herein ganz große Kunst. Dabei unterscheiden sich die beiden Blenden sowohl in der Lichtstärke als auch im Freistellungspotential kaum, was ich hier ein für alle Mal bildlich beweisen möchte:





Vielleicht geht es aber auch gar nicht um diese Fähigkeiten. Eventuell steht der Begriff „Art“ auch für Kunst im Sinne der Farben, davon bietet das Objektiv nämlich reichlich. Und zwar in der buten Welt der Chromatischen Aberrationen. Ist es Kunst, wenn an kontrastreichen Kanten Farbsäume entstehen, an einen psychedelischen Trip erinnern?


Ist es Kunst, wenn das Objektiv, gerade in der Paradedisziplin seiner Offenblende, das Motiv in Farbe zu baden scheint, die CA’s sind beinahe überall zu sehen.


Der immer kehrende Rat führt hier eine Fähigkeit des Objektivs ad absurdum: wenn ich abblenden muss, um den farbenfrohen Kunsterguss zu minimieren, wozu habe ich dann weit über 700 Euro für ein Objektiv ausgegeben? Letzteres ist anscheinend ebenfalls Kunst: der Hersteller verkauft das Glas mit Ansage, es steht ja "Art" darauf, und damit bekommt man es wohl hin die großen Schwächen kunstvoll zu übergehen. So ähnlich ging es mir als ich seinerzeit die „Fine Art Prints“ als Kalender an der Studiowand betrachtete, und mich gefragt habe wie man derart schwache Fotografie mit „feinen Künsten“ überschreiben konnte.

Und auch wenn immer behauptet wird, Chromatische Aberrationen ließen sich im Handumdrehen in der RAW-Entwicklung beseitigen, das stößt ganz schnell an seine Grenzen, wenn der ungeliebte Farbsaum denselben Farbton hat wie das des Hauptmotivs. Wie man damit umgeht, und da muss man in der Tat einige Pinsel schwingen, habe ich mal in einem meiner Videos auf Akigrafie LIVE gezeigt. Link am Ende des Blogartikels.

Man mag mir jetzt vorhalten, ich sehe das künstlerische Gesamtkonzept nicht. Dies erschließt sich mir jedoch nicht, denn angesichts einer grenzwertigen Abbildungsleistung durch Bildfehler, hohen Gewichts und Größe und einem, Verzeihung, an die Eintrittspreise in einer Staatsgalerie erinnernden Kaufpreises, haben wir es hier nicht mit großer Schöpfung aus dem Hause Sigma zu tun. Und ich dachte bislang immer Kunst käme von Können. Selbige Bravourleistungen bringt das Unternehmen nämlich sonst in schönster Regelmäßigkeit. Also nur Kritik? Nein, das wäre unfair. Natürlich kann man mit dem Glas auch wirklich schöne Bilder machen, was diese Galerie verdeutlichen soll.


Die Frage ist am Ende wozu den Preis für ein Objektiv bezahlen, wenn es wesentlich günstigere Gläser gibt, die zwar meist bei f1.8 beginnen, jedoch weniger Kunstfertigkeit beim Beherrschen brauchen.


Das Sigma 50mm f1.4 ist im Grunde wie das Gemälde der Mona Lisa. Künstlerisch faszinierend als Werk, aber im Endergebnis das Abbild einer ewig unbestimmten Person, für die man sich fragt: „und dafür habe ich jetzt echt so viel Eintritt bezahlt?“

Schließlich widmet man sich dann doch wieder den anderen Exposés.


Link mit Tipps zum manuellen Entfernen von CAs:




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